Medikamente und Hormone im Trinkwasser
Immer mehr Studien belegen, dass sich Medikamentenrückstände in unserem Leitungswasser nachweisen lassen.
Der Wirkstoff Diclofenac, enthalten in vielen Schmerzmitteln, ist wohl der bekannteste. Auch Hormonrückstände wurden schon gefunden. Was kann der Verbraucher unternehmen, um sich zu schützen?
Medikamente im Trinkwasser
Medikamentenrückstände im Trinkwasser? Nicht bei uns, werden viele Verbraucher denken. Tatsächlich hat das Leitungswasser in Deutschland eine Qualität, die eine bedenkenlose Nutzung ermöglicht. Und doch finden sich Arzneimittelrückstände im Trinkwasser.
Das Problem: Für viele Bestandteile gibt es weder Richtwerte noch Analysen, und größere Mengen der ins Wasser gelangten Medikamente überstehen den Reinigungsprozess in den Kläranlagen.
Die Vorstellung, Medikamente im Leitungswasser zu finden, beunruhigt. Doch wie ernst ist das Problem, wie viele Arzneimittelrückstände befinden sich im Wasser?
Der Jahresverbrauch an Medikamenten in Deutschland wird auf unglaubliche 30.000 Tonnen geschätzt.
Die Mensch und Tier verabreichten Medikamente bleiben nur zu einem geringen Teil im Organismus, ein Großteil der Wirkstoffe wird ausgeschieden.
In der Natur können sie Organismen beeinflussen, und sie können über den Nahrungskreislauf oder das Trinkwasser wieder in den Körper von Menschen gelangen.
Zudem werden erhebliche Mengen der Arzneimittel unsachgemäß entsorgt und landen über die Müllverwertung im Grundwasser. Kein Wunder also, dass Medikamentenrückstände im Trinkwasser nachweisbar sind.
Das Umweltbundesamt verlangt flächendeckend die Einführung einer vierten Klärstufe in den deutschen Kläranlagen, damit die Filterung von Medikamenten im Leitungswasser gelingt.
Davon sind wir noch weit entfernt, und mit der heutigen Technik ist die Reinigung kaum möglich.
Neben der Klärtechnik geht es um einen anderen wichtigen Beitrag, um den Rückstandsgehalt zu reduzieren:
Die vorbeugende Verhinderung des Stoffeintrags in das Abwasser, damit Arzneimittel oder Antibiotika im Trinkwasser gar nicht erst zum Problem werden.
Handlungsbedarf besteht hier für das Gesundheitssystem genauso wie für die Verbraucher. Und natürlich geht es um die Landwirtschaft und die Tierhaltung, die einen erheblichen Beitrag zur Grundwasserbelastung leisten.
Hormone im Trinkwasser
Ob minimale Restbestände von Tabletten im Trinkwasser wirklich schädlich sind, gilt als strittig.
Ziemlich klar ist die Sache bei Hormonen im Leitungswasser. Das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) stellt fest, dass Hormone im Wasser auch in den bisher gemessenen geringen Konzentrationen wirksam sind.
Das ist für Natur, Gewässer und Menschen gleichermaßen gefährlich. In aller Munde ist die Massentierhaltung, die viel mit Hormonen und Antibiotika arbeitet. Die gelangen nicht nur über das Fleisch in die Nahrungskette, sondern auch beim Düngen der Felder ins Grundwasser.
Es geht also nicht nur um die Nitratbelastung des Bodens, wenn über die Auswirkungen der Massentierhaltung auf die Umwelt gesprochen wird.
Jedenfalls ist auch ohne wissenschaftliche Grundausbildung klar, dass Hormone und Medikamente im Trinkwasser nichts zu suchen haben.
Östrogene im Trinkwasser
Andere Untersuchungen zeigen auch, dass Leitungswasser Östrogen enthält. Sie gehören wie auch Medikamente zu den Substanzen, deren Kontrolle in der Trinkwasserverordnung nicht vorgesehen ist.
Ihre Entfernung ist technisch möglich, aber enorm aufwändig und damit teuer. Wer weiß, wo diese Substanz vor allem herkommt – es sind die im Körper nicht abgebauten und daher ausgeschiedenen Reste der eingenommenen Anti-Baby-Pillen – weiß auch, dass Östrogen im Trinkwasser keine Kleinigkeit ist.
Schon in den Tabletten ist die Wirkstoffkonzentration extrem niedrig, und dennoch wirken sie.
Bereits minimale Mengen führen bei der geplanten Einnahme zum erwünschten Ergebnis. Was aber, wenn diese minimalen Mengen ungewollt über das Trinkwasser eingenommen werden? Warum sollten sie dann nicht mehr ihre Wirkung entfalten? Medikamentenrückstände, Hormone, Östrogen – das will niemand aus der Leitung trinken.
Welche Folgen können Rückstände von Arzneimitteln und Hormonen im Trinkwasser haben?
Sind Medikamente im Trinkwasser gesundheitsschädlich? Stellen diese Medikamentenrückstände im Wasser gar eine Gefahr dar? Und welche Risiken entstehen durch Hormone im Trinkwasser? Das sind naheliegende Fragen.
Offizielle Stellen beruhigen, die feststellbaren Mengen lägen weit unter den Grenzwerten. Doch manche der Stoffe lassen sich mit den gängigen Messmethoden gar nicht finden, sind erst mit speziellen Prozessen nachweisbar.
Sicherlich besteht kein Grund zur Panik. Die gemessenen Werte sind gering. Gleichzeitig gibt es aber keine Langzeitstudien, die eine Gefahr durch Medikamentenrückstände und Hormone im Trinkwasser ausschließen.
Auch sollte bedacht werden, dass die Rückstände angesichts der erwähnten 30.000 Tonnen unterschiedlicher Arzneimittel einen schönen Medikamentencocktail ergeben, dessen Langzeitwirkung auch bei geringer Konzentration schwer kalkulierbar ist.
Auch die Gefahr von sich schleichend bildenden Arzneimittelresistenzen ist nicht von der Hand zu weisen. Sind die Medikamente und Hormone im Trinkwasser also gesundheitsschädlich? Man weiß es nicht, aber vieles spricht dafür. Ein Risiko ist zumindest nicht auszuschließen.
Gibt es beim Menschen noch Unsicherheit, sieht die Sache in der Umwelt anders aus. Bei Fischen und Fröschen konnten bereits dramatische Folgen nachgewiesen werden:
Zunehmende Verweiblichung und Verlust der Fruchtbarkeit bei männlichen Tieren sind nur Beispiele. Und die machen stutzig: Was bei Fischen wirkt, soll für den Menschen gänzlich unbedenklich sein?
Dass die männliche Fertilität abnimmt, ist belegt, ebenso wie die Spermienqualität. Die Ursache wird noch gesucht. Risiken sehen Studien auch für Ungeborene, Säuglinge und Kleinkinder.
Wie filtere ich Rückstände von Medikamenten aus dem Wasser?
Angesichts der bestehenden Unsicherheiten und Risiken sowie fehlender Forschungserkenntnisse liegt es nahe, die Sache selbst in die Hand zu nehmen.
Auch wenn die Menge nicht exakt zu bestimmen sein mag: Dass Medikamentenrückstände und Hormone unser Leitungswasser belasten, gilt als unbestritten.
Doch der Nachweis von Arzneimitteln im Trinkwasser ist für Endverbraucher nur schwer möglich, und für die Bestimmung von Antibiotika- und Hormonrückständen braucht man die sogenannte Massenspektrometrie, ein teures und aufwendiges Verfahren. Das kann kein Privathaushalt.
Wer auf Nummer Sicher gehen will, sollte vorbeugen. Denn man kann gegen Arzneimittelrückstände im Trinkwasser etwas tun. Trinkwasser abzukochen ist wenig wirkungsvoll, um Hormone und auch einige Medikamentenrückstände aus dem Trinkwasser zu eliminieren.
Praktikabel ist das keinesfalls. Sinnvoll sind dagegen Wasseraufbereitungsanlagen für den Privathaushalt. Am bekanntesten, aber auch am wenigsten effektiv sind manuelle, sogenannte „Kannenfilter“, die nur kleine Wassermengen zum späteren Gebrauch filtern. Das funktioniert nur bedingt und ist auch nicht sehr alltagstauglich.
Besser sind fest eingebaute Anlagen, die mit UV-Filtern oder Aktivekohle-Blockfiltern arbeiten. Bewährt und wirkungsvoll sind auch Anlagen, die mit der Umkehrosmose arbeiten und so Medikamente aus dem Trinkwasser filtern.
Sogenannte Umkehrosmoseanlagen. Alle diese Geräte gibt es als Auftisch- oder Untertischfilteranlagen und haben den Vorteil, bereits aufbereitetes, also gereinigtes und gebrauchsfertiges Wasser aus der Leitung zu lassen.
Das Problem der Verunreinigung und einer sinkenden Trinkwasserqualität durch Medikamenten- und Hormonrückstände wird noch wachsen. Sensible Verbraucher sollten nicht auf eine Lösung durch die öffentliche Hand setzen, sondern selbst aktiv werden. Geeignete Möglichkeiten dazu gibt es.