Trinkwasserqualität
Das Trinkwasser in Deutschland wird hochgelobt. Im weltweiten Vergleich gehört es tatsächlich auch zu den besten. Die Trinkwasserverordnung (TrinkwV) des Bundesamts für Verbraucherschutzes regelt Richt- und Grenzwerte, die die Bevölkerung vor schädlichen Einflüssen des Trinkwassers schützen sollen.
Die Trinkwasserverordnung beinhaltet vielerlei Anforderungen:
- Allgemeine Anforderungen
- Mikrobiologische Anforderungen
- Chemische Anforderungen
an das Trinkwasser.
Im Juni 2020 wurde die Verordnung zur Trinkwasserqualität erneut geändert. Obwohl die Qualität stetig überwacht wird, zeichnet sich dennoch ein negativer Trend in der Qualitätsbeschaffenheit unseres Trinkwassers ab. Bereits im Juni 2018 belegte die EU Deutschland mit einer Strafe wegen zu hoher Nitratwerte im Trinkwasser.
Auch in anderen Bereichen ist deutlich sichtbar, welche Abstriche die Deutschen mittlerweile in Punkto Trinkwasser machen müssen. In diesem Beitrag erklären wir Ihnen, wie es um die Trinkwasserqualität in Deutschland bestellt ist.
Diese Inhaltsstoffe befinden sich im Trinkwasser
Wasser ist nicht gleich Wasser. Verschiedenste Umwelteinflüsse beeinflussen die Qualität und die Beschaffenheit unseres Trinkwassers. Davon sind einige mehr, andere weniger schädlich.
Diese Mineralien sind im Trinkwasser und Leitungswasser vorhanden:
- Calcium (Ca2+)
- Magnesium (Mg2+)
- Natrium (Na+)
- Carbonat (CO32−)
- Hydrogencarbonat (HCO3−)
- Chlorid (Cl−)
- Sulfat (SO42−)
Der allgemein geläufige Begriff “Wasserhärte” beschreibt dabei die Summe von Calcium und Magnesium.
Die Mengen und Verteilung der Inhaltsstoffe im Trinkwasser hängt dabei stark vom Untergrund ab. So entstehen auch regionale Unterschiede. In landwirtschaftlich hochfrequentierten Regionen Deutschlands ist die Verteilung der Inhaltsstoffe des Trinkwassers ein Andere als in anderen Regionen.
Trinkwasser Grenzwerte
Die Anlagen der Trinkwasserverordnung, die die Grenzwerte im Trinkwasser regeln, unterscheiden dabei in Grenzwerte, die sich in:
- Chemische Parameter
- Indikatorparameter
- Mikrobiologische Parameter
aufteilen.
Chemische Grenzwerte und Parameter im Trinkwasser
Inhaltsstoff |
mg/l |
Acrylamid |
0,0001 |
Benzol |
0,001 |
Bor |
1 |
Bromat |
0,01 |
Chrom |
0,05 |
Cyanid |
0,05 |
1,2-Dichlorethan |
0,003 |
Fluorid |
1,5 |
Nitrat |
50 |
Pflanzenschutzmittel- Wirkstoffe und Biozidprodukt-Wirkstoffe |
0,0001 |
Pflanzenschutzmittel- Wirkstoffe und Biozidprodukt-Wirkstoffe insgesamt |
0,0005 |
Quecksilber |
0,001 |
Selen |
0,01 |
Tetrachlorethen und Trichlorethen |
0,01 |
Uran |
0,01 |
Antimon |
0,005 |
Arsen |
0,01 |
Benzo-(a)-pyren |
0,00001 |
Blei |
0,01 |
Cadmium |
0,003 |
Epichlorhydrin |
0,0001 |
Kupfer |
2 |
Nickel |
0,02 |
Nitrit |
0,5 |
Polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) |
0,0001 |
Trihalogenmethane (THM) |
0,05 |
Vinylchlorid |
0,0005 |
Indikatorparameter im Trinkwasser
Parameter |
Einheit, als |
|
Aluminium |
mg/l |
0,2 |
Ammonium |
mg/l |
0,5 |
Chlorid |
mg/l |
250 |
Clostridium perfringens (einschließlich Sporen) |
Anzahl/100 ml |
0 |
Coliforme Bakterien |
Anzahl/ 100 ml |
0 |
Eisen |
mg/l |
0,2 |
Färbung (spektraler Absorptionskoeffizient Hg 436 nm) |
m–1 |
0,5 |
Geruch (als TON) |
3 bei 23 °C |
|
Geschmack |
Für den Verbraucher annehmbar und ohne anormale Veränderung |
|
Koloniezahl bei 22 °C |
ohne anormale Veränderung |
|
Koloniezahl bei 36 °C |
ohne anormale Veränderung |
|
Elektrische Leitfähigkeit |
µS/cm |
2790 bei 25 °C |
Mangan |
mg/l |
0,05 |
Natrium |
mg/l |
200 |
Organisch gebundener Kohlenstoff (TOC) |
ohne anormale Veränderung |
|
Oxidierbarkeit |
mg/l O2 |
5 |
Sulfat |
mg/l |
250 |
Trübung |
Nephelometrische Trübungseinheiten (NTU) |
1 |
Wasserstoff- ionen- Konzentration |
pH-Einheiten |
≥ 6,5 und ≤ 9,5 |
Calcitlösekapazität |
mg/l CaCO3 |
5 |
Mikrobiologische Grenzwerte und Parameter im Trinkwasser
Parameter |
|
Escherichia coli (E. coli) |
0/100 ml |
Enterokokken |
0/100 ml |
Escherichia coli (E. coli) |
0/250 ml |
Enterokokken |
0/250 ml |
Pseudomonas aeruginosa |
0/250 ml |
Die Reinheit unseres Trinkwassers wird also in vielerlei Hinsicht getrübt. Die Trinkwasserzusammensetzung ist zwar geregelt, dennoch enthält das Wasser einige Inhaltsstoffe, die auf den ersten Blick unappetitlich erscheinen.
Ist Trinkwasser aus der Leitung also gänzlich unbedenklich? Nicht unbedingt, denn neben den Mineralien im Wasser gibt es eine ganze Reihe anderer Schadstoffe, die in der Trinkwasserverordnung nicht auftauchen.
Welche Schadstoffe befinden sich im Trinkwasser?
Nicht alle Schadstoffe können von den Kläranlagen gefiltert werden. Besonders Medikamentenrückstände und Schwermetalle finden sich deshalb oftmals noch in unserem Trinkwasser.
Die Wasserbelastung in Deutschland wird vor allem verursacht durch schädliche Umwelteinflüsse und Schadstoffe, die durch den Menschen gemacht sind.
Schadstoffe im Grundwasser sind vor allem:
- Verunreinigungen durch Abwasser der Industrie
- Verunreinigungen durch die Landwirtschaft
- Überdüngung des Bodens
- Pflanzenschutzmittel
- Altlasten von Mülldeponien
- Verunreinigungen durch Kühlwasser von Kraftwerken
Diese Arten der Verunreinigungen beeinflussen vor allen Dingen die Qualität unseres Grundwassers. Dadurch wirken sich die Belastungen auch auf die Trinkwasserqualität aus.
Denn: Der Wasserbedarf in Deutschland wird zu etwa 70-75% aus Grundwasser, 20-25% aus Oberflächenwasser und zu 5-10% aus Quellwasser gedeckt.
Enthält das Grundwasser Verunreinigungen, ist als Konsequenz auch unser Trinkwasser nicht zu 100% rein.
Um herauszufinden welche Schadstoffe im Wasser enthalten sind, eignen sich die sogenannten Trinkwassertests. Diese Trinkwassertests sind in der Lage das Leitungswasser auf verschiedene Schadstoffe zu untersuchen und entsprechend zu identifizieren.
Ist Wasserverschmutzung in Deutschland ein Problem?
Das liegt immer daran, welcher Maßstab angelegt wird - und von wem.
Unsere Antwort auf die Frage, ob Wasserverschmutzung in Deutschland ein Problem ist: Ja, Tendenz steigend.
Viele Wasserverunreinigungen haben keine ausgewiesenen Grenzwerte, was eine Überprüfung für den Verbraucher nahezu unmöglich macht. Bedenklich ist auch, dass die Wasserqualität lediglich bis zum Hausanschluss garantiert wird.
Die Vielzahl der verschiedenen unregulierten Schadstoffe im Trinkwasser beeinflussen also die Qualität, auch wenn das Leitungswasser in der Bundesrepublik Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern eine hohe Qualität aufweist.
Chlor im Trinkwasser
Um Verunreinigungen zu entfernen und die Trinkwasserqualität zu erhöhen, setzen vereinzelte Wasserwerke auf eine chemische Reinigung mit Chlor.
Ein gesunder Boden funktioniert wie ein natürlicher Filter. Regenwasser wird auf dem Weg durch den Boden in den verschiedenen Schichten mehrfach gefiltert und Schadstoffe werden so vor Eintritt in das Grundwasser entfernt.
Wenn der Grundwasserspiegel nach starken Regenfällen ansteigt, verliert er teilweise seine natürliche Filterfunktion. Dadurch können dann Schadstoffe ins Wasser gelangen, die das Trinkwasser verunreinigen.
Auch trockene Böden, wie wir sie in den letzten Jahren immer häufiger beobachten, führen dazu, dass das Trinkwasser gechlort wird. Durch die anhaltende Regenknappheit und die Trockenperioden in Deutschland entstehen tiefe Risse im Boden, wo das Wasser von der Oberfläche ungefiltert ins Grundwasser gelangt.
Um das Trinkwasser deshalb manuell zu reinigen, wird dem Wasser im Wasserwerk Chlor in kleinen Mengen beigemischt und so desinfiziert.
Der Grenzwert für Chlor im Trinkwasser beträgt dabei 250 Milligram pro Liter. Neben dem unangenehmen Geschmack ist Chlor im Trinkwasser in zu hohen Mengen auch schädlich für die Gesundheit. Besonders Schwangere und Kleinkinder sollten das übermäßige Trinken von mit Chlor versetztem Wasser meiden.
Mangan im Trinkwasser
Bei Mangan handelt es sich um Spurenelement, welches im menschlichen Körper hauptsächlich in der Energieversorgung der Zellen eine Rolle spielt.
Mangan gelangt hauptsächlich über Mineralien im Gestein und Eisenerzen, aber auch durch landwirtschaftliche Düngemittel ins Grundwasser.
Eine hohe Mangankonzentration im Trinkwasser ist gesundheitlich unbedenklich. Es führt lediglich dazu, dass das Wasser verfärbt wird und der Geschmack beeinträchtigt wird.
Rost im Trinkwasser
Die meisten Rohre in häuslichen Wasserleitungen sind aus Eisen / Stahl und sind verzinkt. Wenn die Zinkschicht über die Jahre abgetragen wird, kann es passieren, dass die Rohre zu rosten anfangen. So kann es passieren, das es zu Rost im Trinkwasser kommt. Dem braun-geblichen Wasser haben wir einen gesonderten Artikel gewidmet. Sie erfahren, was Sie tun müssen und wie gefährlich rostiges Trinkwasser ist.
Mikroorganismen im Trinkwasser
Bakterien und andere Mikroorganismen im Trinkwasser können erhebliche gesundheitliche Schäden nach sich ziehen. Schon ein Schluck von verunreinigtem Wasser kann zu schweren Gesundheitsschäden wie Durchfall, Erbrechen, Lungenentzündung oder dem Tod führen.
Zwar sieht die Trinkwasserverordnung klare Richtlinien vor, was die Wasserqualität in Deutschland betrifft, dennoch kommt es vereinzelt immer wieder vor, dass Mikroorganismen im Trinkwasser auftreten.
Sind im Leitungswasser Bakterien zu finden, spricht man von kontaminiertem Wasser. Sofern die Behörden die schädlichen Mikroorganismen im Trinkwasser erkennen, wird verordnet, dass Haushalte nur noch abgekochtes Wasser verwenden dürfen.
Auch Ammonium im Trinkwasser stellt eine Gefahr für die Gesundheit dar. Ammonium gelangt durch Fäkalien, Gülle und andere Biozidprodukte aus der Landwirtschaft in das Grundwasser. Bei Zersetzungsprozessen von Proteinen durch Bakterien entsteht zudem Ammonuium.
Um der anhaltenden Gefahr von (Coli-)Bakterien, Ammonium und anderen Mikroorganismen im Trinkwasser entgegenzuwirken, sind neben dem Abkochen auch Wasserfilteranlagen mit UV-Filter oder Umkehrosmoseanlagen geeignet.
Hormone und Medikamente
Viele Medikamente und deren Restbestände gelangen über Umwege in unser Trinkwasser. Eine nicht sachgemäße Entsorgung über das Waschbecken oder die Toilette führt dazu, dass ein großer Teil der Medikamente und Hormone im Grund-, und Abwasser landen.
Mit der herkömmlichen und konventionellen Klärtechnik kann das Wasser nicht vollständig von Medikamenten gesäubert werden.
Laut einer Studie des BDEW wird der Medikamentenverbrauch bis 2045 sogar um bis zu 70 Prozent bis 2045 ansteigen, größtenteils bedingt durch unsere immer älter werdende Gesellschaft. Mit dem Anstieg des Verbrauchs werden bei gleichbleibender Filtertechnik auch die Rückstände im Trinkwasser steigen.
Im Leitungswasser befinden sich vor allem Rückstände von:
- Antibiotika
- Fieber- und Schmerzmittel
- Hormonen
- Betablocker
Weder für Medikamente, noch für Hormone gibt es derzeit Grenzwerte für das Trinkwasser in Deutschland, was bedeutet, dass für viele Inhaltsstoffe aktuell überhaupt keine Regulierung stattfinden kann.
Neben dem Abkochen kann eine fest eingebaute Filteranlage dabei helfen, Medikamente und Hormone im Trinkwasser zu filtern.
Nitrat im Trinkwasser
Nitrate sind Salze und Ester der Salpetersäure. Für viele Pflanzen ist Nitrat notwendig, um zu überleben und zu wachsen.
Im Körper eines Menschen kann Nitrat zu Nitrit umgewandelt werden, was schwere gesundheitliche Schäden zur Folge haben kann.
Nitrat im Trinkwasser entsteht vor allen Dingen durch Düngen der Böden mit Gülle und Jauche in der Landwirtschaft. Den Pflanzen dient der Stoff zum Wachstum, gelangt durch den Boden allerdings auch in das Grundwasser.
Durch die Aufnahme von Nitrit kann es zu einer sogenannten Blausucht (Unterversorgung des Blutes mit Sauerstoff. Ist das der Fall, wird das Gewebe nicht mehr richtig mit Sauerstoff versorgt, was schlimmstenfalls zum Tode führen kann.
Besonders für Kleinkinder und Säuglinge ist Nitrat im Trinkwasser ein Problem, da diese noch nicht ausreichend Enzyme bilden, die diesem Vorgang im Körper entgegenwirken können.
Nitrat im Trinkwasser wird eine krebserregende Wirkung nachgesagt. Auch für Erwachsene ist Nitrat bzw. Nitrit also ein Thema. In Deutschland sind die Nitratwerte im Grundwasser seit Jahren zu hoch für die Grenzwerte der EU. Die Europäische Union hat Deutschland deshalb bereits mit Strafen gedroht, um die Grenzwerte für Nitrat einzuhalten.
Mineralwasser
Im Gegensatz zum herkömmlichen Leitungswasser aus oberflächennahen Gewässern darf Mineralwasser nur dann Mineralwasser heißen, wenn es aus sehr tiefen und geschützen Quellen stammt. Hierin liegt der Unterschied zwischen Mineralwasser und Leitungswasser.
Leitungswasser enthält bei weitem nicht so viele Mineralien wie Mineralwasser. Der Mineralgehalt im Mineralwasser entsteht durch das Versickern des Regenwassers im Boden. Auf dem Weg in die tiefgelegenen Reservoire wird das Wasser mineralisiert.
Mineralwasser wird allerdings weniger kontrolliert als Leitungswasser. So wird es beispielsweise nicht auf Pestizide getestet, welche unter Umständen auch im Mineralwasser vorhanden sein können.
Wasseraufbereitungsanlagen
Es gibt viele Gründe, wieso die Trinkwasserqualität in Deutschland nicht so gut ist, wie oftmals angenommen. Je nach Region und zuständigem Wasserwerk sind die Qualitätsunterschiede oft erheblich.
Um sich zu schützen und wirklich reines Trinkwasser zu genießen, gibt es für Verbraucher heute viele Möglichkeiten.
Wasseraufbereitungsanlagen für Zuhause, wie beispielsweise:
- UV-Filteranlagen
- Aktivekohle-Blockfilter
- Umkehrosmoseanlagen
- Mobile Wasseraufbereitungsanlagen
können helfen, das Wasser in einen reinen Ursprungszustand zu versetzen und Schadstoffe herauszufiltern.
Für den Haushalt ist oftmals eine bequeme Lösung gefragt. Ständiges manuelles Filtern kann in der Hektik des Alltags oft vergessen werden.
Die Kosten für Wasseraufbereitungsanlagen variieren je nach Art der Filterung und des Herstellers. Wie so oft gilt - wer günstig kauft, kauft zwei Mal.
Das Leitungswasser in Deutschland ist zwar auf jeden Fall trinkbar, wer aber auf Nummer sicher gehen will, tut gut daran, selbstständig für die Reinheit seines Trinkwassers zu sorgen.
Für vielerlei Schadstoffe und Hormonkonzentrationen im Trinkwasser gibt es noch keine Grenzwerte in der Trinkwasserverordnung (TrinkwV) seitens der Gesetzgebung. Die Kontrolle des Trinkwasser fehlt gänzlich ab dem Zeitpunkt, an dem das Wasser den Hausanschluss erreicht.
Hier können Schwermetalle und Blei in den Hausleitungen für zusätzliche Verunreinigungen sorgen.
Zusammenfassend ist zu sagen, dass Wasseraufbereitungsanlagen im Privathaushalt eine sinnvolle Lösung sind, denn: In vielerlei Hinsicht ist die Tendenz der Trinkwasserqualität in Deutschland eher sinkend.